Schreibprozess

18.03.21

Das Verständnis des Schreibprozesses ist beim Erlernen vom wissenschaftlichen Schreiben und damit auch in der Vermittlung von wissenschaftlichem Schreiben wichtig. In Abgrenzung zur produktorientierten Aufsatzdidaktik steckt dahinter die Idee, dass sich das Schreiben von komplexen Fachtexten zwar an bestimmten Vorstellungen der jeweiligen Textsorte orientiert, jedoch in einem längeren Prozess entsteht. Dies geschieht in verschiedenen Phasen, in denen sich beim Verfassen Gedanken und Ideen des bzw. der AutorIn Schritt für Schritt immer klarer sortieren und entsprechend darstellen lassen. Dabei werden das komplexe Schreibgeschehen durch weitere, bewusst gesetzte Schritte entzerrt. Dazu gehören das inhaltliche Überarbeiten, das Schaffen eines AdressatInnenbezugs und die sprachliche Korrektur.

In der Vorstellung eines Schreibprozesses werden die zentralen Schritte beim Verfassen eines komplexen Fachtextes abgebildet und die vielfältige Aktivität des Schreibens in einzelne Phasen unterschieden. Einschränkend muss betont werden, dass sich in der Realität und beim Schreiben von komplexen Fachtexten die einzelnen Phasen auch zeitweise überlappen; die Idee der verschiedenen Phasen kann jedoch als eine orientierende Funktion verstanden werden.

Im Schreibprozess werden i.d.R. vier zentrale Arbeitsschritte voneinander unterschieden:

  1. Das Schreiben vorbereiten
  2. Das Schreiben (Entwurf)
  3. Das Überarbeiten
  4. Das Korrigieren.

Anwendung

Das Wissen über die einzelnen Phasen und Schritte der wissenschaftlichen Textproduktion ist zum einen für Studierende hilfreich, denn das Wissen um einzelne Phasen hat entlastende, weil entzerrende Funktion vor allem bei SchreibnovizInnen. Darüber hinaus kann das Wissen um den Schreibprozess hilfreich für die Entwicklung von Übungen und Aufgaben zu einer schreibintensiven Lehre sein.

Inzwischen liegen einige Modelle zum Schreibprozess vor

  • Kruse, O. (2007): Keine Angst vorm leeren Blatt. S. 38ff. Campus: Frankfurt/M. sowie: https://www.uni-frankfurt.de/43806241/A3-Schreibprozess-nach-Kruse.pdf (Stand: 28.10.2015)
  • Scheuermann, U. (2012): Schreibdenken. Schreiben als Denk- und Lernwerkzeug nutzen und vermitteln. S. 39-51. Budrich: Opladen/Toronto.
  • Hayes, J.R. (1996): A new framework for understanding cognition and affect in writing. In: Levy, C.M./Ransdell, S. (Hg.): Cognitive Processes in Writing. S. 1-27. Lawrence Earlbaum: Hillsdale sowie: https://www.europa-uni.de/de/struktur/zsfl/institutionen/schreibzentrum/Links_und_Materialien/Materialien/Handouts/Hayes_Bild.pdf (Stand: 28.10.2015)
  • Hjortshoj, K. 2001: The Transition to College Writing, S. 54-56. Boston
  • https://www.uni-frankfurt.de/43806265/A4-Schreibprozess-nach-Hjortshoj.pdf (28.10.2015)
  • Girgensohn, K. 2012: Fünf Stufen und Drei Spuren. Der Arbeitsprozess beim wissenschaftlichen Schreiben. Darmstadt; Graphik verfügbar unter: http://www.starkerstart.uni-frankfurt.de/43799566/A02-Stufenmodell.pdf (Stand: 28.10.2015)